Die Aufgabe der geographischen Raumdarstellung.
33
handelt, die Wege durch einfache, die breiteren, meist mit Gräben
versehenen und mit Bäumen bepflanzten Straßen durch Doppel-
linien und Punktreihen; die Eisenbahnlinien durch Doppellinien
(Schienenpaare) mit einer Quergliederung, die durch abwechselnd
ausgefüllte und freigehaltene Felder die Bedeutung der Länge,
der Entfernung und der Längenmessung veranschaulicht ; die
Flüsse durch dünnere oder dickere, nach der Mündung hin aber,
entsprechend der Breitenzunahme der Flüsse, stärker werdende
einfache oder mehr auseinanderrückende Doppellinien ; die Seen-
flächen und andere Flächen durch Linien, die diesen gleich- oder
doch möglichst ähnlich geformte Flächengebilde umgrenzen; die
einzelnen Gebäude, Häuserreihen und Häusergruppen durch
die ihrer Grundform entsprechenden Rechtecke ; die Ortschaften,
Dörfer und Städte durch Ringe, einfache Ringe, Doppelringe u. s. w. ;
die Festungen durch mit einem Zackenkranze versehene Ringe ;
einzelne Gebäude, wie Mühlen, Windmühlen, Burgen, Schlösser,
Kirchen, durch besondere Zeichen; die Bergspitzen durch Punkte
oder Kreuze oder Sterne; die Erhebungen durch die in sich
zurückkehrenden Höhenlinien oder Isohypsen, durch sich voneinander
abhebende Höhenschichten oder durch Wiedergabe der Beleuchtungs-
erscheinungen, also durch unmittelbare Darstellung plastischer
Formen; die Tiefsenken, z. B. die Seenbecken, durch Tiefenlinien
oder Isobaten; der Nadelwald durch ein der Tanne nachgebildetes
Zeichen; der Laubwald durch einen die Baumkrone veranschau-
lichenden kleinen, fast geschlossenen Kreis ; die H e i d e n durch die
vielleicht Grasbüschel andeutenden Gruppen kleiner, senkrechter
Striche; die Sümpfe durch feine, mehr zusammenhängende wage-
rechte Striche u. s. w.
Durch Verwendung von Farben lassen sich die Karten-
zeichen noch wirksamer herausheben, so daß sich jedes Zeichen in
das Auge drängt und unser Vorstellen lebendig macht. Das Karten-
bild ist entweder stumm oder, was meistens der Fall ist, mit den
Namen der dargestellten geographischen Erscheinungen, sowie mit
allerlei geographischen Maßangaben, besonders der Höhe
versehen. So ist die Möglichkeit einer reichen geographischen
Belehrung durch die Karte gegeben.
b) Das Kartenlesen.
Um mit Hülfe der Karte ein möglichst richtiges und natur- § 25.
wahres Bild der dargestellten Gebiete zu gewinnen, ist zweierlei Wesen des
nötig, nämlich erstens Kenntnis und schnelleunterscheidung Kartenlesens-
der kartographischen Zeichen und zweitens Übung im
Gestalten der veranschaulichten geographischen Er-
scheinungen. Jenes ist Sache des Auges, dieses der Phantasie
und des Denkens. Die Übertragung der Kartensymbolik
auf die Wirklichkeit nennen wir das Lesen der Karte. Das
doppelte Ziel beim Kartenlesen ist, wie sich aus früherem ergibt,
Kerp, Lehrbuch der Erdkunde, Ausg. A. Mathem. Oeogr. u. Kartographie. 3
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Die Schweizer Hochebene.
99
Kultureigentümlichlieiten : Art der Besiedelung, Bauart (1er
Häuser, Sprache derbewohner, ilire körperlichen und geistigen
Eigenschaften.
In dem von deutscher Bevölkerung bewohnten grössern Teile
des Schweizerlandes liegen die Gehöfte nach altgermanischer Sitte
meistens vereinzelt; manche dicht bewohnte Gegenden erschei-
nen wie mit Wohnungen besäet. Ausser den nicht zahlreichen
Städten zeigen in der Regel nur die Ansiedelungen, welche an
einer Hauptverkehrsstrasse entstanden sind, eine mehr geschlossene
Bauart. Anders ist es in der mit romanischer Bevölkerung besie-
delten südwestlichen Schweiz, wo wir meistens nach Römersitte
geschlossen gebaute Wohnplätze antreffen.
In den zum Staatenbunde der Schweiz (s. folg. Abschn.) vereinigten Ge-
bieten giebt es nur 3 Städte mit über 50 000 E., nämlich Zürich, Basel und
Genf, ausserdem noch 4 mit über 25 000 E.. nämlich Bern, Lausanne, St. Gallen
und Chauxdefonds und im ganzen nur 18 Städte mit über 10 000 E. und 54 Ge-
meinden mit über 5000 E.
In der Mittelschweiz und in den Alpengegenden sind die Heu-
schober und Viehställe fast immer vom Wohnhause getrennt, im
Flachlande aber (des. im Aargau), wo Raum und Bodengestalt die
Errichtung grösserer Gebäulichkeiten gestatten, mit diesem unter
einem Dache vereidigt. In der Regel umschliesst das Schweizer-
haus ausser den Kellerräumen zwei Stockwerke. In dem
untern Stockwerke befinden sich die meistens nach Süden gelegene
Wtohnstube, eine Schlafstube und die Küche, in der obern zwei an
der vordem Giebelseite gelegene Schlafzimmer und die Bodenräume,
Das in dem Berner Oberlande vorkommende Bauernhaus hat in
seiner innern Einrichtung eine besondere Eigentümlichkeit. In ihm
liegt die Küche in der Mitte, so dass man aus dieser und dem
anschliessenden kurzen Gange in alle Räume gelangen kann. Meis-
tens sind die Häuser aus Holz gebaut; in den waldreichen Alpen-
gegenden sieht man kein aus einem andern Stoffe gebautes Bauern-
haus. Das ziemlich flache Dach besteht gewöhnlich aus Holzschin-
deln, die mit Steinen beschwert sind ; selten ist es mit Ziegeln ge-
deckt. Eine mehr oder weniger braun ange dunkelte Farbe,
welche das Holz mit der Zeit annimmt, ist dem Schweizerhause,
das sehr oft mit Schnitz werk reich geziert ist und durch seine,
vom weit vorragenden Dache überdeckten Rundgalerien ein
stattliches Aussehen erhält, eigentümlich.
In dem grössten Teile des Landes wird die de ut sehe Sprache
geredet; im südwestlichen Teile herrscht die französische, im
südlichen die italienische. Die Sprachgrenze zwischen Deutsch
und Französisch geht von Basel über Bern nach Siders am Rhône,
die zwischen Deutsch und Italienisch (einschl. Rätoromanisch) zieht
sich von Chur durch das Vorderrheinthal, über den St. Gotthard
und längst der Monterosagruppe hin. Es wird die deutsche Sprache
von 71%, die französische von 24% und die italienische von 5!/2%
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
188
Die deutschen Landschaften.
Bei Bingen tritt der Rhein in sein enges Fei s en thai
ein. Mit Recht gilt diese Laufstrecke des mächtigen Stromes, be-
sonders die erste Hälfte derselben bis zur Stadt Ko ble n z, als das
schönste Flussthal Deutschlands.
Wenn man von Bingen mit dem Dampfschiffe zu Thal fährt, so hat
man Gelegenheit, mit Musse die vorüberziehenden schönen Landschaftsbilder zu
bewundern. Zu den Seiten des Stromes erheben sich die hohen Felsen-
wände, die der Rhein im Laufe vieler Jahrtausende gespalten hat, und die
durch viele Querthäler und Q u e r s eh 1 u c h t en wieder in einzelne s eh ö n e
Bergformen geteilt sind. Mit Reben sind alle diese sonnigen Höhen be-
kränzt, und auf den steilsten von ihnen erheben sich zahlreiche Ritter-
burgen, deren sagenumwobene Trümmer uns an einen frühereu, längst erlosche-
nen Glanz des Rheinthaies erinnern. Von Bingen an grüssen uns die Bhein-
burgen in ununterbrochener Beihe; bald schauen sie von links, bald von rechts
ins Thal hinab. Früher umtönte sie oftmals der Kriegsruf, während im Frieden
das Hifthorn erklang, das zum fröhlichen Jagen rief. Nun sind sie meistens
zerfallen, die Bitter sind verschwunden, und nie mehr klingen Speer und
Schild. Nur wenige Burgen sind von den Kriegsstürmen ziemlich ver-
schont geblieben, so die stattliche Marksburg, oder in neuerer Zeit
wieder in ihrer früheren Pracht aufgebaut worden, wie das Schloss B h e i li-
ste in und das zinnenreiche Stolzenfels. Aber alle sind in ihren Besten
. soviel erhalten, dass sie das Gepräge ihres einstigen Baues erkennen lassen, und
noch heute bilden sie den schönsten Schmuck des herrlichen Bhein-
t hales. Von diesen stummen Denkmalen der Vergangenheit werden unsere
Blicke hingelenkt auf den jetzigen Kulturschmuck der Stromufer. Es
sind diese belebt von zahlreichen Ortschaften, die freundlich zwischen
laubigen Obstgärten und schattigen Nussbaumhainen liegen.
Unter ihnen grüssen wir besonders die mit schönen Landhäusern geschmückten
B h einstädtchen, das weinreiche alte Bacharach, das reizend gelegene
Oberwesel, die einander gegenüberliegenden freundlichen Städtchen S t. G o a r
und St. Goarshausen, in deren Nähe, am sagenumwobenen Loreleifelsen,
sich die stärkste Verengung des Bheinbettes befindet, und die alte Bömerstadt
Boppard. Und indem wir nach den schönen Bildern an den Ufern des
Stromes hinüberschauen, streift unser Rlick die stolzen Dampfer, die in
grosser Zahl vorüberführen und entweder mit frohen Beisenden besetzt oder
mit reichen Gütern beladen sind.
Von der Stadt Koblenz an, die mit den ringsum liegenden
befestigten Höhen, besonders dem Ehrenbreitstein, eine starke
Festung bildet, treten die Gebirge weiter vom Rheine zurück,
und dieser durchfliesst jetzt eine kleine fruchtbare Ebene, das
Neu wie der Becken. Nach der kurzen Lücke beginnt bei der
Stadt Andernach die zweite Hälfte des engen Felsen-
thaies des Rheinstromes.
Die Berge treten jetzt meistens nicht mehr so dicht an die Ufer heran,
und in landschaftlicher Schönheit kann sich diese Strecke nicht mit der erstem
messen. Auch die zahlreichen Burgen fehlen, und nur die vielen Ansiede-
lungen an den Ufern, die obstreichen Gärten im engen Thale und die
B e b e n p fi a nzu n gen auf den Abhängen der Berge bilden den Schmuck der
Landschaft. Nur noch einmal entfaltet die Landschaft ihre ganze Schönheit,
nämlich dort, wo sich die stolzen Kuppen des Siebengebirges erheben,
das gleichsam vom Norden her, wie im Süden der Niederwald mit dem Denkmal
der Germania, die Eingangspforte zu der Herrlichkeit des Bhein-
thaïes bildet. Eine entzückende Aussicht öffnet sich auf der Spitze
des Drachen fei sen dem überraschten Ange. Unten am Fusse des Berges
fliesst der Rhein vorbei; wie ein breites Silberband zieht er sich durch die
Landschaft hin. Zahlreiche Dampfer und kleine Nachen, mit fröhlichen Menschen
besetzt, fahren hin und her. Sro m aufwärts sehen wir, wie der Bhein
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
124
Die deutschen Landschaften.
wie die Helvetier, das Land. Die Städte Bregenz, Kempten
und Straubing waren von ihnen schon gegründet worden. Des-
gleichen schreibt man ihnen die Anlage der Ring- oder Stein-
wälle zu, die sich hier und da auf Anhöhen vorfinden, z. B. die
Renggenburg bei S ehm al e gg. Es sollen diese als G er i eh ts-
stätten gedient haben. Weitere Kenntnis der keltischen Kultur
haben uns die in den zahlreichen Grabhügeln gemachten Funde
gebracht.
Die Römer vereinigten die Gebiete der Landschaft zu der Pro-
vinz Raetia. Sie erbauten viele Kastelle und legten zum
Schutze gegen die Einfälle der nördlich wohnenden Germanen einen
Grenz wall an, der westlich von Regensburg (bei Hienheim)
begann und über den Jura führte *). Grössere römische
Niederlassungen waren Augusta Vindelicorum (Augsburg),
Regina Castra (Regensburg) und Castra Batava (Passau).
Auch Strassen legten die Römer an, und die Reichen Hessen
sich schöne Landhäuser bauen, deren Mauerreste heute noch
vielfach aufgedeckt werden.
Das römische Kulturbild verschwand ebenso wie in der
Schweiz zur Zeit der Völkerwanderung. Damals hielten ger-
manische Volksstämme (die Markomannen und Quaden)
ihren Einzug, die nach ihrem frühern Wohnsitze, dem benachbarten
Boj eri ande (Bojahaemum = Böhmen) B a j u w a r i oder Bai-
waren genannt wurden, aus welchem Namen das Wort Bayern
entstanden ist. Die Einwanderung erfolgte durch den Gebirgs-
einschnitt, der den nördlichen Teil des böhmisch-bayerischen Wald-
gebirges von dem südlichen trennt. Die Bayern bewohnen bis
zur Gegenwart den grössten Teil der Landschaft. Nur im Westen
sitzen Nachkommen des all em a n n i s c h e n oder schwäbi-
sche n (von Sueven abgeleitet) Volksstammes, die aus dem Rhein-
gebiete, ebenfalls zurzeit der Völkerwanderung, bis zum Lechflusse
vorgedrungen waren.
Im 8. Jahrhundert, zur Zeit Karls des Grossen, nahmen
die beiden alten Städte Regensburg und P a s s a u auf dem
*) Er ist ein Teil des grossen Grenzwalles (Limes), der das unter-
jochte Germanien von dem freien schied. His Lorch, östlich von Stuttgart, wird
dieser als rhätischer Limes bezeichnet. Dort setzte sich der obergerma-
nische Limes an, welcher bei Miltenberg den Main erreichte und, nachdem
dieser Fluss eine Strecke weit die Grenze gebildet hat, sich zunächst bis in die
Gegend von Giessen fortsetzte. Von dort folgte er der Höhe des Taunus, bog
in der Nähe von Wiesbaden parallel zum Rhein um, überschritt bei Ems die
Lahn, umspannte das Neuwieder Becken und endete endlich bei Rheinbrohl. Der
ganze Limes hatte eine Länge von 550 km. Er war ein Erddamm mit
vorliegendem Graben und bestand^ aus einer Kette von Kastellen und
Wachttiirmen. Erstere lagen meist 50—500 m vom Walle entfernt und
hatten unter sich einen Abstand von 8—16 km, so dass sie also in einem hal-
den oder ganzen Tagesmarsche erreicht werden konnten. Die Wachttürme lagen
ebenfalls etwas einwärts vom Walle, gewöhnlich 30 m und etwa 750 m von ein-
ander entfernt, also etwa auf Signalweite.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
Extrahierte Personennamen: Raetia Regina_Castra Karls
Das rhein. Schiefergebirge und die niederrhein. Tiefebene.
215
nete Eisenerze. Das Grosseisengewerbe hat seinen Haupt sitz
im Dortmund (89 663 E.), wo sich das grosse Eisenwerk „Dort-
munder Union" befindet, in Bochum (47 706 E.), wo der
„Bochumer Gussstahl" tausende Arbeiter in seinen ausge-
dehnten Fabrikanlagen beschäftigt, in Esse n (78 706 E.), das in
der Krupp'sehen Gussstahlfabrik die grösste Fabrikanlage
der Welt besitzt, in Ruhrort (11 099 E.), wo das grosse Eisen-
werk „Phönix" in Betrieb ist, sowie in den Städten Duisburg
(59 285 E.), Mülheim a. d. Ruhr (27 903 E.), Oberhaus en
(25 249 E.), Gelsenkirchen (28 057 E.), Witten (26 310 E.),
Hagen (35428 E.), Hörde (16 346 E.) und Hamm (a. d. Lippe
mit 24 969 E.).
Die giossartigen Krupp'sehen Fabrikanlagen sind ans kleinen
Anfängen hervorgegangen. Der Grossvater des jetzigen Besitzers, Friedrich
Krupp, gründete im Jahre 1810 in Essen eine kleine Gussstahlfa h rik.
Aber sein Unternehmen hatte nur geringen Erfolg. Erst sein Sohn, Alfred
Krupp, brachte dasselbe durch Fleiss und Ausdauer auf die Höhe. Besonders
begründeten die zuerst von ihm verfertigten und in späterer Zeit immer mehr
vervollkommneten Gussstahlkanonen den Weltruf seines Namens. Den
ersten Erfolg erzielte Krupp im Jahre 1851 auf der Weltausstellung in
London, wo er den grössten Tiegelgussblock und eine Sechspfünder-Gussstahl-
kanone ausstellte. Auf der Pariser Aussstellung im Jahre 1867 erregte
sein 50 000 kg schweres Biesengeschütz gewaltiges Aufsehen Aber weit
übertroffen wurde dieses durch eine 72 000 kg schwere Kanone, die er 1880 auf
der G e w e r b e - A uss t e 11 un g in Düsseldorf ausstellte, und die höchsten
Triumpf'e feierte die auf den jetzigen Besitzer Friedrich Alfred Krupp
übergegangene Kanonenwerkstätte auf der jüngsten Weltausstellung 1893
in Chi kago mit dem dort ausgestellten Biesengeschütze. Mehr als 30 Staaten
sind heute mit Krupp'schen Geschützen ausgerüstet.
Die Gussstahlfabrik von Krupp hat eine grössere Ausdehnung als
manche mittelgrosse Stadt. Eine Chaussee durchschneidet die Fabrikanlagen von
Westen nach Osten. In der südlichen Hälfte befinden sich das grosse Dampf-
kesselhaus, die Fabrikgasanstalt, der Wasserturm u. s. w. Auf
der andern Seite der Chaussee liegen die Kanonenwerkstätten, ferner
der mächtige Schmelz bau und viele andere Fabrikgebäude. Hier verrichten
die gewaltigen B i es en h ä m m er, die das Schmieden der grossen Gussstahl-
blöcke ausführen, ihre laute Arbeit, von der die Erde erschüttert wird und die
benachbarten Gebäude erzittern. Die vollkommensten neuern Maschineneinrich-
tungen sind in den Dienst der menschlichen Arbeit gestellt, die ohne die Hilfe
der Naturkräfte nicht im stände sein würde, aus den rohen Stoffen der Natur die
grossen Werke zu schaffen, die wir hier voll Staunen bewundern müssen.
Ueber 12 000 Arbeiter sind auf der Gussstahlfabrik beschäftigt, über
8000 noch ausserdem in den Bergwerken und auf den Eisenhütten, die
Krupp in verschiedenen Gegenden besitzt. Für die Wohlfahrt der Arbeiter
und Beamten ist durch den Bau von Wohnungen, durch die Einrich-
tung von Konsum an stalten und Speisesälen, von Krankenhäusern,
von Kranken- und Pensionskassen aufs beste gesorgt worden. Die
A r b e i te r st a d t im .Westend" der Fabrik ist mit allen städtischen Ein-
richtungen versehen. Sie wird von breiten Strassen, die mit Baumreihen be-
pflanzt sind, durchschnitten und hat Marktplätze, Schulgebäude, Wasser- und
Gasleitung. Alle diese Einrichtungen bekunden, wie sehr dem Besitzer
dieser grössten Fabrik der Welt die Sorge für das Wohl seiner
Arbeiter am Herzen liegt.
In den früher genannten Orten hat vornehmlich das Gross-
eisengewerbe, das sich mit der Verfertigung von Eis enbah n-
schienen, Dampfkesseln, Vv agen aclis en, Radreifen,
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Hagen Friedrich
Krupp Friedrich Alfred
Krupp Friedrich_Alfred_Krupp Friedrich Krupp
Das Tiefland des untern Weser und Ems.
353
Später zog die Stadt Bremen den Haupt h andel an sich,
besonders nachdem die benachbarte Hansastadt Hamburg von
den Normannen zerstört worden war. Sie wurde auch der
Ausgangspunkt für die Ausbreitung des Christentums
in Nordeuropa. In den Freiheitskriegen zu Anfang dieses Jahr-
hunderts war der Handel Bremens sehr zurückgegangen.
Als aber im Jahre 1820 die Vereinigten Staaten von Nordamerika
den Eingangszoll aufhoben, blühte er von neuem auf, und im
Laufe unseres Jahrhunderts hat sich Bremen zu einer We Ithan-
dels stadt emporgeschwungen.
Auch Braunschweig, Wolfenbüttel, Hildesheim,
Osnabrück und Lüneburg waren schon im Mittelalter blü-
hende Städte. In ihnen erinnern noch manche altertümliche
Gebäude an frühere Glanzzeiten. Besonders sind Bremen und
H i 1 d e s h e im mit solchen geschmückt.
Kultureigentünilichkeiten : Art der Besiedelung und Bauart
der Wohnungen, Abstammung; und Sprache der Bewohner,
ihre körperlichen und geistigen Eigenschaften.
Im nördlichen Teile der Landschaft liegen die Ansiedelungen
meistens zerstreut, im südlichen gruppieren sie sich mehr zu
Dörfern. Das zerstreute Wohnen in den Marschen,
wo die Wohnungen vielfach einzeln auf den erhöhten Warfen er-
richtet sind, ist nicht nur als eine Stammeseigentümlichkeit der
Bevölkerung, die teile sächsischer, teils friesischer Ab-
stammung ist, zu erklären, sondern auch aus den Naturverhält-
nissen des Gebietes zu begründen (s. S. 346). Der auf dem Lande
vorherrschende Baustil ist der des niedersächsischen Bauern-
hauses, das in seiner innern Einrichtung dem westfälischen Bauern-
hause entspricht (s. S. 252). Viel verbreitet ist die Sitte, die Spitze
des stattlichen Giebels mit zwei aus Holz geschnitzten Pferdeköpfen
oder Schwänen zu schmücken.
Von den Städten zählen 3, nämlich Hannover, Bremen und Braunschweig
mehr als 100 000 E., keine weitere zählt 50 000 E., noch 3, nämlich Osnabrück,
Hildesheim und Lingen haben mehr als 25 000 E. und im ganzen 15 Orte mehr
als 10 000 E.
Der sächsische Volksstamm (s. S. 252) hat die meiste
Verbreitung in der Landschaft. Die Friesen, die im Mündungs-
lande der Ems und Weser und auf den friesischen Inseln wohnen,
zeichnen sich durch einen holten, stattlichen Wuchs, sowie
durch ihre hellblonden Haare und schönen blauen Augen
aus. Ein stark ausgeprägtes Rechtsgefühl, eine grosse Ver-
schlossenheit gegen alles Fremde und Neue und ein be-
sonders bei den Marschbewohnern zu tage tretender Stolz auf
Besitz und Reichtum sind ihneneigen. Die fr i e sis c h e S pr a c he
ist nur noch in einigen Gegenden, z. B. im Saterlande und auf den
triesischen Inseln, Umgangssprache der Bewohner.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Die schwäbisch-bayerische Hochebene.
109
sich, viele Inseln bildend, nur mühsam in trägem Laufe durcharbeitet,
Nicht nur ohne landschaftliche Reize, sondern auch ohneschmuck
der Kultur sind auf dieser Strecke ihre Ufer, an denen sich wegen des sum-
pfigen Bodens nur wenige Ortschaften ansiedeln konnten. Besonders gilt
dies von dem rechten Ufer.
Nachdem die Donau den Sumpfgegenden glücklich entronnen ist, nehmen
ihre Ufer wieder ein schönes Gepräge an. Gekräftigt durch v i e 1 e Z u f 1 üs s e,
eilt sie wieder schnellem Laufes zwischen Berg höhen und steilen Felswän-
den hin, die oft dicht an den Strom herantreten und mit zahlreichen Dörfern
und Bürge n , sowie auch mit schönen Denkmälern menschlicher Kunst
geschmückt sind. Bei Kelheim erheht sich auf hohem Berge die Befrei-
ungshalle, welche zur Erinnerung an die ruhmreichen Befreiungskriege er-
baut wurde, und unterhalb Regensburgs schaut die Walhalla, der Buh-
mestempel deutscher Helden, von der Höhe herab.
Auch auf dem s ii d ö s 11 i c h e n Laufe ist die Donau mit schönen Ufern
geschmückt. Der von Begensburg an auch für grössere Schiffe fahrbare Strom
iiiesst an zah'reicben Städten und Dörfern vorbei, die sich besonders auf
seinem rechten Ufer entstanden sind, während ihn auf der linken Seite die
Ausläufer des Böhmer Waldes begleiten.
Die Donan nimmt auf der rechten Seite in der Landschaft
vier starke Nebenflüsse auf, die sämtlich in dem Alpengebiete
entspringen.
Die Iiier entspringt in den Algäu er Alpen, durch-
strömt die Landschaft in nördlicher Richtung und mündet
gegenüber der Stadt Ulm.
Der Lech entspringt eine kurze Strecke südlich von der
Quelle der iiier und fliesst ebenfalls in vorherrschend nördlicher
Richtung der Donau zu. Oberhalb Augsburgs breitet sich an
seinen Ufern das unfruchtbare Lechfeld aus, welches er in
mehrfachen Verzweigungen durchströmt. Auch bei seiner Mündung
umgiebt ihn ein wüster Landstrich.
Die Isar (d. i. Jcelt. die reissende) entspringt mehr östlich
in den Kalkalpen, fliesst zuerst nach Norden, an München
vorbei und durch das Erdinger Moos und wendet sich dann
noch Nordosten. Sie ist ein reissender Fluss, der manch-
mal durch Ueberschwemmungen Unheil angerichtet hat.
Der Inn, der gros st e unter den Nebenflüssen, an Lauf-
länge und Wasserfülle der Donau gleichkommend, entspringt in
den H o c h a 1 p e n , durchfliesst diese in nordöstlicher Rich-
tung und bildet bei seinem Laufe durch die Hochebene einen um-
gekehrt S-förmigen Bogen. Seine Mündung erfolgt bei Pas s au.
Er nimmt rechts die Salzach (v. Salzaha = Salzfluss, vergi, lat.
aqua = Wasser) auf, die ebenfalls aus dem Alpengebiete kommt,
und zuerst nach Osten, dann nach Norden fliesst.
Auf der linken Seite nimmt die Donau nur kleinere Neben-
flüsse auf : die Altmühl, deren Quelle ausserhalb der Landschaft
schaft liegt, und die den fränkischen Jura durchbricht ; die Naah
(Naba = Fluss, gr. vaco — ich fliesse, lat. navis = Schiff), die auf
dem Fichtelgebirge ihren Ursprung hat und in südlicher
Richtung fliesst, und den Regen, dessen Quelle im Böhmer
Walde liegt, und der zuerst in nordwestlicher, dem
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
150 Die deutschen Landschaften.
Das Bildungswesen : Unterriclitsanstalten.
Auf dem Gebiete der Wissenschaft hat Stuttgart eine
grosse Bedeutung als Mittelpunkt des süddeutschen Buch-
handels. Es ist zugleich Sitz einer technischen Hochschule
und gilt wegen seiner herrlichen Lage und seiner vielen Kunst-
bauten für eine der schönsten Städte Deutschlands. Universi-
tätsstädte in der Landschaft sind Tübingen am Neckar,
W ü r z b u r g am Main und Erlangen im Thale der Rednitz.
In Aschaffenburg am Main ist eine F orstlehranstalt
eingerichtet.
Rückblick auf frühere Kulturzeiten.
Die ältesten Kulturzeiten haben in der Landschaft nur
geringe Spuren hinterlassen. Wenige Funde weisen auf sie hin.
Die Römer hatten ihre Herrschaft nur über den südwest-
lichen Teil der Landschaft ausgebreitet, weshalb auch bloss
dieses Gebiet, also das Neckar gebiet, einst römisches
Kulturgepräge annahm, dessen Ueberreste sich noch viel-
fach vorfinden. Die Grenze der römischen Herrschaft bezeichnet
der schon früher (s. S. 124) erwähnte Grenz wall. Der ober-
germanische Teil desselben ging von Lorch, östlich von Stutt-
gart, zuerst etwa 80 km in gerader Linie über Berg und Thal nach
Norden bis vor Walldörn und zog sich von dort in mehreren
Krümmungen bis Miltenberg am Main, welcher Fluss nun 4g km
lang die Grenze bildete.
Zur Römerzeit war der grösste Teil der Landschaft von
den S u e V e n bewohnt, einem germanischen Volke, das wieder
in mehrere Stämme zerfiel. Sie drangen im 2. Jahrhundert weiter
zum Rheine vor und wurden jetzt meistens Allemannen ge-
nannt. Später nahmen sie aber wieder ihren alten Namen an, der
sich allmählich in das Wort „Schwaben" verwandelte. Wäh-
rend dieser Volksstamm nach Westen zum Rheine vordrang,
breitete sich ein anderer germanischer Volksstamm, der der Franken,
umgekehrt vom Rheine aus immer mehr im Ma in gebiet e aus.
Die Nachkommen der beiden Volksstämme bewohnen noch heute
die Landschaft.
Das Städteleben nahm in der Landschaft ebenso wie in
dem Gebiete südlich von der Donau einen grossen Aufschwung zu
der Zeit, als der de utschehandelinltalien den Anschluss
an den Welthandel fand. Die Stadt N ü r n b e r g war es be-
sonders, die im Mittelalter zu hoher Blüte gelangte und
mit Augsburg an Einfluss und Reichtum fast wetteiferte. Noch
heute erinnert es durch viele altertümliche Bauten, durch
seine Burg, seine schönen gotischen Kirchen, und seine erkerge-
schmückten Wohnhäuser an diese frühere Glanzzeit. Von den
andern Städten, wie Esslingen, Heilbronn, Reutlingen.
Nördlingen, Hall u. s. w., die damals zu Bedeutung gelangten,
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Extrahierte Personennamen: Grenz
Extrahierte Ortsnamen: Stuttgart Deutschlands Main Aschaffenburg_am_Main Lorch Miltenberg Main Rheine Rheine Rheine Donau Esslingen Heilbronn Reutlingen
Das schwäbisch-fränkische Stufenland.
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hat namentlich Rothenburg a. d. Tauber so vollständig wie
keine andere Stadt in Deutsehland sein mittelalterliches Ge-
präge erhalten.
Kultureigentiimlichkeiten: Art der Besiedelung und Bauart
der Wohnungen, Abstammung; und Sprache der Bewohner,
ihre körperlichen und geistigen Eigenschaften.
Der Wohnsitz der beiden Volksstämme, die sich über die
Landschaft verbreitet haben, der Schwaben und der Franken,
lässt sich schon nach der Art der ßesiedelung bestimmen. Das
Wohnen in zerstreut liegenden Gehöften und weit aus-
einander gezogenen Ortschaften, wie wir es als eine
Eigenart der bayerischen Lande kennen lernten, findet sich als eine
schwäbische Sitte mehr oder weniger auch im Neckar-
gebiete. Im M a i n g e b i e t e sind dagegen die Ortschaften eng
geschlossen gebaut, sowie grösser und deshalb weniger
zahlreich. Auf das Aufblühen von Städten, sowohl im
fränkischen als auch im schwäbischen Teile der Landschaft, hat
die Entwicklung der Industrie einen grossen Einfluss ausgeübt; sie
sind in beiden Gebieten zahlreich.
In Unterfranken kommen auf 10 qkm nur 24, auf 1000 E. nur 3,3
Ortschaften (vgl. Ober- und Niederbayern). Mehr als 100 000 E. haben Stutt-
gart und Nürnberg, mehr als 50 000 E. Würzburg, mehr als 25 000 E. Fürth,
Bamberg und Heilbronn; Städte mit mehr als 10 000 E. sind im ganzen
etwa 20 vorhanden. (Von ihnen werden noch mehrere, wie Bayreuth, Hof, Ess-
lingen und Gannstadt die Zahl 25 000 jetzt auch überschritten oder nahezu er-
reicht haben).
Wie in der Dorfanlage macht sich auch in der Bauart
der Häuser der Unterschied zwischen schwäbischer und frän-
kischer Sitte bemerkbar. Das schwäbische Bauernhaus
vereinigt gleich dem bayerischen Alpenhause Wohnräume, Stal-
lungen und Scheune unter einem Dache; es liegt gewöhn-
lich mit der Längsseite auf die Strasse zu. Beim fränkischen
Bauernhause liegen dagegen die Stallungen seitlich von
den Wohnräumen; zwischen beiden befindet sich das Eingangsthor,
und diesem gegenüber liegt im Hintergrunde die Scheune, an die
sich gewöhnlich ein mit Gras bewachsener Obstgarten anschliesst.
Auch kehrt das Wohnhaus nicht die Längs-, sondern die Giebel-
seite, die oft mit Reben bewachsen ist, der Strasse zu.
Schwaben und Franken unterscheiden sich ebenso auffällig
durch ihre Sprache. Die schwäbische Mundart hat viel
Verwandtschaft mit der allemannischen (oberrheinischen), also auch
mit der schweizerischen, Sie klingt aber weicher als letztere.
Die rauhen Gurgeltöne fehlen ihr; dagegen besitzt sie eigentüm-
liche Na se n töne. Die Selbstlaute werden lang gezogen und
häufig in Doppellaute verwandelt.
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Die deutschen Landschaften.
Eine lange Strecke weit folgt der junge Alpenstrom nach
Südwesten einem tiefausgenagten Längsthaie, an dem südlichen,
steil abfallenden Abhänge der Finsteraarhorngruppe ent-
lang fliessend. Erst am westlichen Ende dieser langen Alpenkette
wendet er sich, durch Alpengebirge, die ihm auf der linken Seite
entgegentreten, zur Aenderung der Laufrichtung gezwungen, nach
N^o r do sten und eilt dann seinem Läuterungsbecken, dem Genfer
See, zu.
Der Genfer See ist der grösste unter den Alpenseen. Er
nimmt eine Fläche von 616 qkm (74 qkm mehr als der Boden-
see) ein und erstreckt sich in Form einer Sichel von Osten nach
Südwesten.
Ueber den Südrand des herrlichen, bläulich schimmernden Wasserspiegels
erheben sich, von üppigen Kastanienwäldern und schönen Weinbergen geschmückt,
die steilen Abhänge der Savoyer Voralpen, und über diesen thront in der
Ferne majestätisch der Montblanc {frz. weisser Berg), der höchste Gipfel des
ganzen Alpengebirges, im Gebiete der Westalpen liegend (4811 m hoch). An
den Nordufern des Sees, die nur von rebenbewachsenen niedrigen Hügeln umsäumt
sind, zieht sich dagegen ein schöner Kranz zahlreicher Städte, Dörfer und Villen hin.
Bei der Stadt Genf verlässt der Rhône den See und setzt
seinen Lauf in südwestlicher Richtung fort.
Der Rhein (kelt. Renus = Fluss, lat. Rhenus, ahd. mhd. Rip).
Der Rhein, der höchstgeborene unter den deutschen Strö-
men („ein König, hochgeboren", wie das Lied singt), entspringt auf
der Südostecke des S t. G o 11 h a r d , wo er dem kleinen T o m a s e e
entströmt. Man nennt diesen Quellarm, der anfangs nur 1 m breit
ist, sich aber bald durch zahlreiche andere Gletscherbäche stärkt,
den Vorderrhein. Der junge Fluss gleicht auch selbst einem
wilden Gletscherwasser. Mit starkem Gefälle, mehr stürzend als
fliessend, rauscht er über die Granitblöcke hinweg, die in seinem
Bette lagern. Nach Aufnahme eines andern bedeutenden Quell-
armes, der von der südlichen Kette der Mittelalpen und zwar vom
Lukmanier kommt und unter dem Namen Mittelrhein be-
kannt ist, wird sein Lauf ruhiger. Nadem er auch den Hinter-
rhein, der östlich von der Quelle des Mittelrheins dem Rhein-
waldgletscher entfliesst und eine bedeutende Wasserfälle zu-
führt, aufgenommen hat und hierdurch zu einer Breite von etwa
50 m angewachsen ist, vermag er nicht nur Flösse, sondern auch
schon kleine Schiffe zu tragen.
Bis dahin ist der Rhein in nordöstlicher Richtung etwa
75 km weit einem Längsthaie gefolgt. Unterhalb der Einmündung
des Hinterrheins, bei Reichenau, wendet er sich aber durch
ein Querthal nach Norden und behält diese Richtung eine ebenso
lange Strecke, bis zur Einmündung in den Boden-See bei. Von
diesem jetzigen Stromlaufe war der frühere verschieden. Der
Rhein brach, um dem Rhätikon auszuweichen, südlich von der
Säntisgruppe nach Nordwesten durch und floss dem jetzigen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]